Anfänge Versbachs
Erste urkundliche Erwähnungen des Ortes gab es im 12. Jahrhundert im Zusammenhang mit dem Sitz der Geschlechter der Herren von Versbach: 1173 hält ein Lehenbrief fest, dass das Schottenkloster St. Jakob dort einen Weinberg besaß, der dann von Abt Christian in den Besitz des Ritters von Versbach und dessen Söhnen überging.
Weitere Aufschlüsse geben Schriften aus dem 13. und folgenden Jahrhunderten, wobei hier überwiegend wechselnde Besitzverhältnisse thematisiert wurden und weniger, wann und wie der Ort entstanden ist.
1273 kommt Versbach, das zu diesem Zeitpunkt zum Frauenkloster Kitzingen gehörte, für den Preis von 450 Pfund Heller unter die Verwaltung von Stift Haug.
Mit der Errichtung einer Kirche auf einer altgermanischen Kult- und Opferstätte, der Heide, wurde in Versbach ein sichtbares Zeichen des Christentums gesetzt.
Versbach in der frühen Neuzeit
Die Gemeinde Versbach war lange Zeit im Eigentum der Grafschaft Hohenlohe, welche es je zur Hälfte dem Stift Haug zu Würzburg und den Herren von Grumbach (letzteren bis 1617) zu Lehen gegeben hatte.
Das 16. und 17. Jahrhundert brachte außerordentlich viel Leid über die Bevölkerung. 1575 gingen durch die Pest 70 Personen zugrunde. 1597 fielen 44 Einwohner dieser Seuche zum Opfer, 1624 waren es 50 Menschen, die an dieser schrecklichen Krankheit starben.
Während des Dreißigjährigen Krieges fielen die Schweden wiederholt mordend und plündernd in das Dorf ein und hinterließen Furcht und Schrecken bei der Bevölkerung. Bei einem Überfall am 22. September 1639 wurden 55 Häuser ein Raub der Flammen. Kriegsnöte, Plünderungen, Verwüstungen, Hunger und Tod durch Seuchen dezimierten jahrhundertelang die Einwohnerschaft des Dorfes. Durch Brandschatzungen und Überschwemmungen wurden ihm schwere Schäden zugefügt, von denen es sich nur langsam erholte.
In ihrer schweren Bedrängnis stellte sich die leidgeprüfte Bevölkerung unter dem Schutz des heiligen Rochus, dem Schutzpatron gegen Pest und Seuchen. Ihr Vertrauen wurde belohnt, denn seit der Gründung der Rochusbruderschaft im Jahre 1732 blieb die Gemeinde von der Pest verschont.
Alljährlich im August begeht Versbach in feierlicher Weise das Fest seines Schutzpatrons, das als Rochusfest bekannt ist.
Exkurs: Der heilige Rochus von Montpellier Der heilige St. Rochus von Montpellier spielt für den Ort Versbach eine besondere Rolle. Missernten und Seuchen bei Mensch (Pest) und Hornvieh sowie die Auswirkungen von Hunger und Krieg im 16., 17. und 18. Jahrhundert lehrten die Menschen im wahrsten Sinne des Wortes das Beten. Daher fanden die damaligen Gläubigen von Versbach ihre Zuflucht beim heiligen Rochus, welcher damals als Patron gegen Pest und Viehseuchen sehr verehrt wurde. St. Rochus zu Ehren wird auch heute noch jährlich Mitte August das St.-Rochus-Fest in Versbach gefeiert. Zusätzlich gibt es im Ortskern einen Bildstock, Gebäude (St.-Rochus-Kirche und -Kindergarten in Unterdürrbach), Einrichtungen (Apotheke) und eine Straße, die seinen Namen tragen. Die Überlieferungen über Rochus sind legendär. Demnach verlor er schon früh beide Eltern, schenkte sein Vermögen den Armen, trat in den Dritten Orden der Franziskaner ein und begab sich 1317 auf Pilgerfahrt nach Rom; unterwegs half er bei der Pflege von Pestkranken, dabei zeigte sich seine Gabe, Pestkranke allein durch das Zeichen des Kreuzes Christi wundersam zu heilen. In Rom heilte er wieder viele Menschen, darunter einen Kardinal, dennoch blieb er arm und ohne Ansehen. Auf der Rückreise wurde er in Piacenza selbst von der Pest befallen; im Spital aber trotz seiner Armut nicht geduldet, zog er sich in eine Hütte des nahen Waldes zurück. Da erschien ein Engel zu seiner Pflege, und der Hund eines benachbarten Edelmanns brachte ihm Brot, bis er genesen heimkehren konnte. 1322 kehrte er dann nach Montpellier in Frankreich zurück, aber Rochus wurde für einen Spion gehalten, man warf ihn ins Gefängnis. Demütig wie immer, verschwieg er seine wahre Identität und verharrte fünf Jahre, bis zu seinem Tod, im Kerker. Erst dann wurde er an dem kreuzförmigen Muttermal auf seiner Brust erkannt, das seit seiner Geburt immer größer und schöner geworden war. Rochus wurde schon Anfang des 15. Jahrhunderts in Südfrankreich verehrt. Ein Teil seiner Gebeine wurde dann nach Venedig übertragen, wo man für ihn 1485 die Kirche S. Rocco erbaute. Von dort aus verbreitete sich die Verehrung, Rochus wurde einer der volkstümlichsten Heiligen, oft als Nothelfer angerufen, obwohl er nicht zu den klassischen 14 Nothelfern gehört. Spitäler für Pestkranke wurden nach ihm Rochus-Hospital genannt. Insbesondere die Franziskaner förderten seine Verehrung, da er Tertiar ihres Ordens gewesen sei. In Ruffano bei Lecce in Apulien wird für ihn jährlich ein großes Patronatsfest gefeiert, angeblich ist er dort begraben. |
Ende 18. bis einschließlich 20. Jahrhundert
Im April 1796 überfielen Franzosen die Ortschaft und plünderten sie aus.
1840 hatte Versbach 215 Häuser mit 1123 Einwohnern, der Weinbau und die Milchwirtschaft standen in hoher Blüte.
Die beiden Weltkriege forderten von der Gemeinde große Opfer an Blut und Gut. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrten 110 Bürger nicht mehr in die Heimat zurück, 6 galten als vermisst. Beim Luftangriff der Alliierten auf Würzburg am 16. März 1945 wurde Versbach von den Bomben verschont. Bei den folgenden Tagesangriffen wurde jedoch auch Versbach am 26. März 1945 bombardiert, unter anderem wurde die Schule zum Teil zerstört. Der Angriff forderte 7 Todesopfer.
Aufgrund seiner Tallage und der hoch gelegenen Felder war Versbach lange Zeit eine landwirtschaftlich geprägte Kleingemeinde. Besonders der Weinbau spielte über mehrere Jahrhunderte eine wichtige Rolle. Durch die Pleichach waren Fischfang und das Transportwesen weitere Grundpfeiler für die frühe Blüte Versbachs. Wegen seines ländlichen Charakters und der Nähe zu Würzburg wurde das Pfarrdorf Versbach immer beliebter.
Unmittelbar in der Nachkriegszeit wurde verstärkt begonnen, neuen Wohnraum in Versbach zu schaffen. Beispiele sind die Voll-Siedlung oder auch die Kühlenberg-Siedlung. Mit der Gemeinnützigen Baugenossenschaft Versbach gab es in den 1940er- und 1950er Jahren sogar eine Wohnungsbaugenossenschaft in Versbach. Wohnen ist die dominierende Nutzung im Stadtteil Versbach. Mit Ausnahme einiger kleinerer Handwerksbetriebe sind gewerbliche Nutzungen in Versbach nicht von Bedeutung.
Versbach als Würzburger Stadtteil
Am 1. Januar 1978 wurde Versbach nach Würzburg eingemeindet, die Stadt Würzburg versprach im Gegenzug die Anbindung an die Stadt über eine Straßenbahn, die jedoch bis heute nicht realisiert wurde. Stattdessen wurde der Stadtbezirk mit mehreren Buslinien angebunden (12, 21, 24 und 45). Die Versbacher wurden Würzburger, aber sie blieben auch Versbacher. Erfüllt wurde auch vieles, z.B. Baugebietsausweisungen, Sportplatz-Umbau, Errichtung der Mehrzweckhalle, letzte Pleichachregulierung und manches mehr.
Kurz nach der Eingemeindung wurde der 1976 begonnene vierspurige Ausbau der Versbacher Straße abgeschlossen, mit dem zugleich eine Vorhaltetrasse für den Anschluss Versbachs an das Würzburger Straßenbahnnetz gesichert wurde. Ende der 70er-Jahre fand die so genannte “Hochwasserfreilegung” der Pleichach statt, durch die schadensträchtigen Hochwässer wie noch Anfang der 1960er-Jahre zukünftig vermieden werden sollten. Diesen Baumaßnahmen fielen große Teile des historischen Ortskerns und damit auch des dörflichen Charakters zum Opfer, was man heute noch als großen Verlust ansehen kann. Der als “Spätzplatz” bekannte Bereich an der Kreuzung St.-Rochus-Straße/Steigstraße, musste den Ausbaumaßnahmen weichen, mit ihm zusammen das angrenzende alte Rathaus und die “gefühlte” Ortsmitte.
Das Bürgerhaus Versbach am Erwin-Wolf-Platz stellt einen zentralen Ort im öffentlichen Stadtteilleben dar. Hier befindet sich eine Stadtteilbücherei, eine Kindertagesgruppe sowie eine Seniorentagesstätte der Arbeiterwohlfahrt. Die Räumlichkeiten werden auch von den Versbacher Vereinen und Fraktionen genutzt. Seit Januar 2023 ist dort ebenfalls das Quartiersmanagement Versbach angesiedelt.
Der Fertigbezug der Versbacher Röthe vor etwa 30 Jahren, die Bautätigkeit in den Gebieten Kronberg, Am Sonnenberg oder Langes Gräthlein usw. bewiesen auch die Beliebtheit, sich im Stadtteil Verbach niederzulassen. In Versbach gab es mehrere Gasthäuser, von denen nur noch wenige existieren.
Seit dem Sommer 2014 erarbeitet die Stadt Würzburg ein Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept für Versbach (ISEK Versbach), um eine Zukunftsvision für Versbach im Jahr 2030 zu entwerfen. Mit dem Konzept möchte die Stadt auf die verschiedenen Herausforderungen für Versbach reagieren und wesentliche Ziele und Schwerpunkte der zukünftigen Entwicklung setzen.
Willi Dürrnagel